Text/Foto: Katja Müller, SVZ vom 5. Juli 2025
Kinderlachen statt Kolibakterien: Kita-Neubau ist endlich fertig
Nach jahrelangem Provisorium hat Wittenförden jetzt eine neue Kita: modern, nachhaltig und mit ganz viel Platz zum Spielen. Ein Kraftakt mit fröhlichem Ende.
Wittenförden – Farbenfrohe Wimpel flattern im Eingangsbereich, bunte Luftballons tanzen im Wind, und draußen klopfen dicke Regentropfen unermüdlich gegen die großen Fensterscheiben der neuen Kita in Wittenförden. Es könnten glatt Freudentränen sein, die da vom Himmel fallen, denn hinter dieser Einweihung steckt eine lange, mitunter nervenaufreibende Geschichte. Eine Geschichte, die nun ein gutes Ende gefunden hat.
Als im Herbst 2021 erste Pläne zur Sanierung des alten Kita-Gebäudes aus dem Jahr 1985 aufkamen, dachte niemand an einen Neubau. Doch dann kam alles anders. „Die Abwasserleitung hatte Leckagen“, erinnert sich Bürgermeister Matthias Eberhardt an den damaligen Schreckmoment. Ein Gutachten brachte schließlich bittere Gewissheit: Der Altbau war nicht mehr zu retten. Kolibakterien hatten sich im Boden unter dem Gebäude ausgebreitet – ein Abriss war unumgänglich.
Die Kita „Zwergenland“ musste ausziehen – ins Gemeindehaus. Dort wurde mit viel Aufwand eine vorübergehende Lösung geschaffen: kindgerechte Waschbecken, Mini-Toiletten, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen. Rund 140.000 Euro kostete dieser Übergang die Gemeinde. Der Neubau selbst schlägt nun mit etwa 3,8 Millionen Euro zu Buche. Ein großes Projekt für eine kleine Kommune wie Wittenförden. „Es war sofort klar: Ohne Fördermittel schaffen wir das nicht“, blickt Matthias Eberhardt zurück. Und so griff der Bürgermeister zu einer unkonventionellen Maßnahme. Mit einem dicken Aktenordner unter dem Arm – vollgepackt mit Bauplänen, Kostenschätzungen und Förderanträgen – überraschte er Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) bei einem Außentermin in Dümmer. „Ich habe mir natürlich einen medienwirksamen Moment ausgesucht“, gesteht er mit einem schelmischen Grinsen. Die Rechnung ging auf: 750.000 Euro Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ flossen nach Wittenförden.
Im Mai 2023 rückten schließlich die Bagger an, der Altbau wurde abgerissen. Schon am 14. November 2023 konnte Grundsteinlegung gefeiert werden, im Mai das Richtfest – und nun endlich die offizielle Eröffnung. Geschäftsführer Thomas Tweer von der Diakonie Westmecklenburg Schwerin, Trägerin der Einrichtung, zeigt sich erleichtert: „Es war für alle ein gewaltiger Kraftakt. Man kann den Eltern, aber vor allem auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kita gar nicht oft genug danken für das, was sie in den vergangenen vier Jahren geleistet haben.“
Für den Neubau verantwortlich war das Architekturbüro Forejt gemeinsam mit Architekt Bernd Peter. Und die haben nicht nur solide geplant, sondern auch mit viel Gefühl fürs Detail: Überdachte Terrassen schaffen geschützte Übergänge von drinnen nach draußen, ein separater Wagenraum bietet Platz für Kinderwagen und Co. sowie ein spezieller Therapieraum ermöglicht gezielte Förderung. Herzstück der Kita ist der große, lichtdurchflutete Aufenthaltsraum – gekrönt von einem großzügigen Oberlicht, das selbst an grauen Regentagen für Helligkeit sorgt.
Auch energetisch setzt die neue „Zwergenland“-Kita Maßstäbe. Als sogenanntes KfW-40NH-Gebäude erfüllt sie besonders hohe Standards in Sachen Energieeffizienz. Das Kürzel steht für „Kreditanstalt für Wiederaufbau“, den Standard „Effizienzhaus 40“ und das „Nachhaltigkeitszertifikat“ (NH) – kurz: Ein Haus, das nur 40 Prozent der Energie eines Referenzgebäudes benötigt und besonders ressourcenschonend gebaut wurde. Auf dem Dach erzeugt eine Photovoltaikanlage eigenen Strom, eine Luftwärmepumpe sorgt per Fußbodenheizung für warme Räume.
„Wir sind so froh, dass wir alle wieder an einem Fleck sind und jetzt eine so wunderschöne Kita haben“, sagt Leiterin Dorit Adolf strahlend. „Die Kinder sind begeistert und wir Erzieher sind es auch.“ Aktuell werden in der Einrichtung 22 Krippenkinder, 54 Kindergartenkinder und 124 Hortkinder betreut.
Und als wäre das alles nicht schon Grund genug zur Freude, gibt es zum Schluss noch eine gute Nachricht: Der Neubau wird wohl günstiger als geplant. „Das sind doch mal erfreuliche Neuigkeiten“, sagt Bürgermeister Eberhardt augenzwinkernd. Denn der Kita-Neubau musste komplett aus Eigenmitteln gestemmt werden – ein Kredit war der Gemeinde nicht gestattet. „Uns geht’s da ein bisschen wie Berlin: Arm, aber sexy. Wir mussten unsere Rücklagen abschmelzen“, scherzt er – und blickt gleichzeitig stolz auf das, was in Wittenförden entstanden ist.