Alte Kita muss abgerissen werden

Text/Foto: Katja Müller SVZ vom 11. Februar 2022

„Zwergenland“ Wittenförden nach Rohrbruch mit Kolibakterien kontaminiert / Für Ersatzbau fehlt aber Geld

Es ist ungewohnt still auf dem Gelände der Kita „Zwergenland“ in Wittenförden. Schuld daran ist aber an diesem Tag nicht nur der graue Himmel und leichte Nieselregen. Vielmehr fehlt es an Kindern im Haus. Einige Gruppen mussten ausziehen, denn schon im Herbst vergangenen Jahres wurde ein Rohrbruch an der Abwasserleitung im Altgebäude der Kita festgestellt.

Der Gemeinde gehört das Haus aus dem Jahr 1985 sowie der damit verbundene Anbau aus dem Jahr 2006, der Betreiber, die Diakonie Neues Ufer, ist Mieter.

Anfangs ging Bürgermeister Matthias Eberhard noch davon aus, dass sich der Schaden mit einer Sanierung beheben lässt. Doch ein Gutachten zeigte wenig später: Daraus wird nichts, der Altbau muss abgerissen werden.

„Der Boden unter dem Kita-Teil und auch der Fußboden in den betroffenen Räumen ist mit Kolibakterien kontaminiert. Eine Sanierung würde viel teurer werden als ein Abriss und Neubau“, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Beim ersten Auszug aus dem Altbau im Herbst 2021 wurde als Ausweichmöglichkeit das Gemeindehaus auserkoren. Umbauten waren dort nötig. Niedrige Waschbecken sowie Toiletten und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie tief angesetzte Handläufe und Klemmschutz an den Türen wurden für die 30 Kita-Kinder geschaffen. Zwei weitere Gruppen konnten in den nicht betroffenen Räumen im Altbau bleiben, doch das, so der Bürgermeister, ist in den kommenden Wochen vorbei. „Zum April werden auch diese Kinder umziehen, ein Teil geht dann mit ins Gemeindehaus und eine Gruppe wird im Hort untergebracht.“

„30 von 105 Kinder sind dann noch da“, erklärt Dorit Adolf, die stellvertretende Kita-Leiterin in Wittenförden. Auch sie hofft, dass es bald eine Entscheidung gibt und eine Perspektive, alle Kinder wieder an einem Standort zu betreuen. Doch dazu braucht die Gemeinde Fördermittel. Einen entsprechenden Antrag haben die Gemeindevertreter bereits an den Landkreis Ludwigslust-Parchim gestellt. „Die Verwaltung hat uns sehr geholfen, alle Dokumente richtig auszufüllen und zusammenzubekommen. Dafür sind wir sehr dankbar und hoffen nun, dass man auch eine gute Nachricht für uns hat“, sagt Bürgermeister Eberhard.

Schon jetzt hat die Kommune rund 100.000 Euro für die Schaffung einer Notlösung ausgegeben. Das Geld floss in die notwendigen Umbauarbeiten an den Ausweichstandorten. Laut Vize-Bürgermeister Detlef Wessels wurden rund drei Millionen Euro für einen Neubau veranschlagt. „Wir haben hier neben der Havarie mit dem Abwasserrohr auch noch ein Asbest-Dach und eine Kamelit-Dämmung. Das ist alles Sondermüll“, erklärt er. Das soziale Gemeindeleben leide schon jetzt. „Man darf es gar nicht laut sagen, aber momentan profitieren wir von Corona. Es gibt keine öffentlichen Veranstaltungen. Für die haben wir mit dem Umzug der Kinder ins Gemeindehaus nämlich gar keinen Platz mehr“, erläutert Detlef Wessels.

Schon jetzt tage die Gemeindevertretung wie auch andere Ausschüsse in Ersatzräumen bei der Feuerwehr oder in der Kegelbahn. „Optimal ist das nicht. Und auf keinen Fall eine Lösung für länger“, schiebt Bürgermeister Eberhard hinterher. Er ist ratlos, denn als Gemeinde bleibe ihm dann am Ende nur noch, die Reduzierung der Kinderbetreuungsplätze oder der Verkauf. „Das wollen wir nicht, denn wir sehen die Kita ganz klar als eine Aufgabe der Gemeinde. Nur wir schaffen das nicht allein“, betont Matthias Eberhard.

Vom Landkreis Ludwigslust-Parchim gibt es keine erlösende Botschaft. Kreissprecher Andreas Bonin bestätigt den gestellten Antrag auf Fördermittel. Er teilt jedoch auf Nachfrage mit: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann eine Förderung mangels Budget nicht bewilligt werden.“

Veröffentlicht in Gemeinde, Kindergarten.